Im April nahm Kevin Blasiak am 2025 Milton Wolf Seminar on Media and Diplomacy an der Diplomatischen Akademie Wien teil, organisiert in Kooperation mit der Annenberg School for Communication (University of Pennsylvania), der American Austrian Foundation und der Austrian Marshall Plan Foundation.
Das diesjährige Thema – „Ouroboros: The Infinite Loop of Media, Democracy, and Diplomacy“ – lud dazu ein, die selbstverstärkenden Kreisläufe kritisch zu hinterfragen, die unsere gegenwärtige Informationslandschaft prägen: technologischer Wandel, institutionelle Vertrauensverluste und die Fragmentierung von Medien und diplomatischer Praxis.
Das Seminar brachte Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Diplomatie, Journalismus, Zivilgesellschaft und Technik zusammen. Sein besonderer Wert liegt in der offenen Dialogstruktur, die über disziplinäre und institutionelle Grenzen hinweg neue Perspektiven und Kooperationen ermöglicht. Besonders hervorzuheben ist der Fokus auf den wissenschaftlichen Nachwuchs: Eine Gruppe herausragender Emerging Scholars aus verschiedenen Ländern trug mit frischen Perspektiven zu Themen wie Plattformregulierung, digitale Resilienz oder Informationskrisen bei und zeigte, wie international und zukunftsgewandt die Forschung in diesem Bereich aufgestellt ist.
Im Rahmen des Seminars moderierte ich (Kevin) die Podiumsdiskussion zum Thema „The Digital and Analog Ramifications of AI“. Teilgenommen haben Fieke Jansen (Critical Infrastructure Lab, Universität Amsterdam), Sandra Makumbirofa (Research ICT Africa), Viola Schiaffonati (Politecnico di Milano) sowie Thomas Schneider, Botschafter und Direktor für internationale Angelegenheiten beim Schweizer Bundesamt für Kommunikation (OFCOM). Im Zentrum des Gesprächs standen die materiellen, politischen und geopolitischen Dimensionen von KI-Systemen – von globalen Ressourcenabhängigkeiten über infrastrukturelle Voraussetzungen bis hin zu Fragen globaler Steuerung und Verantwortung.
Unter Einhaltung der Chatham House Rule wurden keine individuellen Beiträge öffentlich gemacht. Dennoch lässt sich festhalten: In der Diskussion wurde deutlich, dass eine faire und inklusive Regulierung von Künstlicher Intelligenz notwendig ist – eine, die auch Perspektiven aus dem Globalen Süden berücksichtigt. Gleichzeitig sollte Regulierung schlank und verhältnismäßig gestaltet sein, um Innovation nicht durch übermäßige Komplexität oder Überregulierung zu behindern. Ein weiterer Konsenspunkt war die Einbindung von Akteuren aus Wirtschaft und Industrie, die bei der Gestaltung und Implementierung technischer Systeme eine zentrale Rolle spielen.
Abseits der Panels bot das Seminar zahlreiche Gelegenheiten zum offenen Austausch – etwa bei einem Besuch im Sigmund Freud Museum oder bei einem gemeinsamen Abendessen in einem traditionellen Heurigen in Neustift, ermöglicht durch die Unterstützung der Stadt Wien. Diese informellen Momente trugen wesentlich zur Stärkung des interdisziplinären Netzwerks und des gegenseitigen Vertrauens bei.
Für Forschende im Bereich responsible Computing wurde beim Milton Wolf Seminar deutlich: Unsere Expertise ist gefragt, nicht nur zur Analyse, sondern zur aktiven Mitgestaltung globaler technologischer Entwicklungen. Die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, sind sozio-technischer Natur und verlangen nach integrativen, anwendungsorientierten Lösungen. Das Seminar war damit nicht nur ein Raum für Reflexion, sondern auch ein Aufruf zum Handeln.




- April 15, 2025 (zuletzt aktualisiert)